Trachtenforschung

Nenndorfer Tracht

  

Regionaler Bezug

Die Nenndorfer Tracht gehört zur Gruppe der Minden-Schaumburger Trachten. Bei der Schaumburger Tracht handelt es sich nicht um eine "schaumburg-lippische Landestracht", sondern sie erstreckt sich über die politischen Grenzen des ehemaligen Fürstentums Schaumburg-Lippe hinaus (siehe auch unsere FAQ).
Die Trachtenlandschaft Minden-Schaumburg liegt größtenteils nördlich des Weser- und Wiehengebirges und umfaßt die politischen Einheiten "Kreis Minden-Lübbecke" in Nordrhein-Westfalen und "Kreis Schaumburg" in Niedersachsen.
In geschichtlicher Zeit finden wir auf diesem Raum die Diözese Minden, das Fürstbistum Minden und die Grafschaft Schaumburg, die 1647, nachdem Graf Otto V. nach den Friedensverhandlungen gegen Ende des 30-jährigen Krieges erbenlos verstirbt, in die Grafschaft Schaumburg lippischen Anteils und die Grafschaft Schaumburg hessischen Anteils geteilt wird.
Der gesamte Bereich gehörte in vorreformatorischer Zeit zur Diözese Minden. Darin lagen die kirchlichen Verwaltungsbezirke (Archidiakonate) Apelern, Obernkirchen, Ohsen, Marklohe und andere. Die Kirchspiele ordnen sich in die Archidiakonate ein, ohne auf die inzwischen entstandenen Landesgrenzen Rücksicht zu nehmen.
In der Grafschaft Schaumburg hessischen Anteils finden wir im Verbreitungsgebiet der Österten Tracht, die Nenndorfer Tracht.

  

Die Nenndorfer Tracht

Die Nenndorfer Tracht gehört zusammen mit der Lindhorster Tracht zur Gruppe der Österten Tracht.
Sie unterscheidet sich von der Lindhorster Tracht durch die Beibehaltung alter Formen und Muster in den Stickereien und Schmuckbändern. Sie hält damit an ursprünglicheren Details der Schaumburger Trachten fest, die durch die Weiterentwicklung bei der Bückeburger und Lindhorster Tracht verdrängt wurden und dort bereits um 1900 verschwunden waren.
Hauptmerkmal der Nenndorfer Tracht ist der rote Rock mit blauem Saumband, dem sogenannten "Want". Diese Art des Rockbesatzes findet sich auch in der Friller Tracht wieder, allerdings schmaler.

  

Künstlerische Darstellung der Nenndorfer Tracht um 1840.

Wenn auch gezeichnet, so sind doch die wesentlichen Bestandteile der Tracht vorhanden:
der rote Rock mit blauem Schmuckband ("Want"), die lange Schürze, das Schultertuch und das "Hällschen", das hier noch ursprünglicher gewellter Hemdkragen ist. Die Punzmütze ist in diesem Zusammenhang noch wesentlich kleiner als ihre spätere Weiterentwicklung.
Der Mann trägt das typische "Kaput" mit zwei Knopfreihen, und am Hals sichtbar ist der weiße Hemdkragen mit schwarzer Halsbinde. Der Mode entsprechend werden noch Kniebundhosen getragen. Bei Jungen fällt der weiße Leinenkittel und die Pingelmütze auf. Das Mädchen trägt eine rote Haube, wie sie noch nach 1900 von Kindern getragen wurde.

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